FBK-Dokumentation Nr. 8

FBK-Dokumentation Nr. 8

In der Botschaft, die von Gabriel Garcia Márquez Präsident Clinton überbracht und von Fidel Castro persönlich formuliert worden war, heißt es im ersten Abschnitt:

Eine wichtige Angelegenheit. Es gibt weiterhin Pläne für terroristische Aktionen gegen Kuba, die von der Kubano-Amerikanischen Stiftung FNCA bezahlt werden und in denen Söldner aus Mittelamerika benutzt werden. Vor und nach dem Besuch des Papstes wurden bereits zwei Mal versucht, in unseren touristischen Zentren Bomben in die Luft gehen zu lassen.

Im zweiten Abschnitt heißt es:

Die Polizei und Intelligenzbehörden der USA besitzen vertrauenswürdige und ausreichende Informationen über die Hauptverantwortlichen. Wenn sie es wirklich wollten, könnten sie dieser neuen Form des Terrorismus rechtzeitig Einhalt gebieten. Er ist allerdings unmöglich zu stoppen, wenn die Vereinigten Staaten nicht ihre elementare Pflicht wahrnehmen, ihn zu bekämpfen. Man kann die Verantwortung dafür nicht allein Kuba überlassen, denn sehr bald kann jedes andere Land der Welt Opfer von solchen Aktionen.

Am Mittwoch den 6. Mai um 11.15 befindet sich Garcia Márquez bei einem Gespräch in den Büroräumen von McLarty im Weißen Haus. Dort erhalten drei hochrangige, speziell dafür beauftragte Beamte die Informationen. Ursprünglich war vorgesehen, sie Präsident Clinton persönlich zu übergeben. Das Treffen dauerte 50 Minuten.

Garcia Márquez gab am 13. Mai 1998 einen Bericht über die Ausführung seines Auftrags. Darin steht, dass sein Gesprächspartner im Weißen Haus, Mack, ihm zum Schluss sagte: "Ihr Auftrag war wirklich von großer Wichtigkeit und Sie haben ihn sehr gut erfüllt.“ Dann schrieb Garcia Márquez:

Ich ging aus dem Weißen Haus mit der sicheren Gewissheit, dass die Anstrengungen und Ungewissheiten der letzten Tage der Mühe wert waren. Die Widrigkeit, die Botschaft nicht dem Präsidenten persönlich ausgehändigt zu haben, scheint mir dadurch kompensiert zu sein, dass es eine mehr informelle und wirksame Zusammenkunft war, deren Ergebnisse nicht auf sich warten lassen werden.

In den letzten Zeilen des Berichts gesteht Garcia Márquez , dass dies „ein friedliches Abenteuer war, dass einen privilegierten Platz in seinen Erinnerungen haben wird“.

Als Folge dieser Mission von Garcia Márquez im Weißen Haus fanden am 16. und 17. Juni 1998 verschiedene gemeinsame Treffen zwischen kubanischen Experten und Beamten des FBI zum Thema der terroristischen Pläne statt. Man übergab der US-Delegation umgangreiches Dokumentationsmaterial. Die kubanischen Sicherheitsorgane überreichten dem FBI 230 Seiten über terroristische Aktivitäten gegen Kuba, fünf Videokassetten mit Gesprächen und Informationen, die über die Fernsehkanäle zu diesem Thema gesendet worden waren, acht Audiokassetten mit Telefongesprächen von in Havanna festgenommenen Mittelamerikanern mit ihren Mentoren im Ausland. Das FBI gab zu, von dem Umfang der Beweise beeindruckt zu sein und versicherte, man erhalte innerhalb von zwei Wochen eine Antwort.

Wie man ersehen kann, übergab man sensible Informationen an das FBI, die natürlich der USRegierung zur Kenntnis gebracht wurden. Die US-Regierung zeigte falsch gespieltes Interesse an diesen Beweisen und schickte deswegen besagte FBI - Delegation nach Havanna. Bei dieser Gelegenheit verpflichtete sie sich, besagte Informationen zu analysieren und Kuba eine Antwort zukommen zu lassen. Jedoch ist die einzige Antwort, die die US-Behörden bis heute gegeben haben, die Gefangennahme der Fünf Kubaner am 12. September 1998, das heißt fast drei Monate nach dem Aufenthalt der FBI Delegation in Havanna.

Wie kann man die Fünf als Spione anklagen? Wann ist es jemals vorgekommen, dass man Informationen von Spionen mit der ausspionierten Nation teilt?

Es ist offensichtlich, dass man mit der US-Regierung die wesentlichen Fakten über die Aktionen dieser Kubaner in Miami geteilt hat und dass Kuba aus Prinzip keine Spionage auf internationalem Niveau betreibt. Die Mission der „Cuban Five“ hatte eine höhere Konnotation als die einfache Überwachung und die Verhinderung von terroristischen Aktionen. Sie war vielmehr darauf ausgerichtet, mögliche von der Mafia geplante Vorfälle zu verhindern, die als Vorwand für eine bewaffnete Aggression der USA gegen Kuba dienen könnten.

Deswegen war die darüber hinausgehende Bedeutung ihrer Handlungen der Beitrag zum Frieden zwischen dem Volk der USA und dem Kubas und die Verhinderung von terroristischen Plänen gegen Kuba. Und trotzdem, trotz allem, was vorher geschehen war, wurden die Fünf vom FBI gefangen genommen und es ist jetzt schon neun Jahre her, dass die USA sie auf ungerechte und hinterhältige Weise ins Gefängnis brachte.

Wann sagen die US-Justiz und die US-Regierung endlich die Wahrheit über diese Fünf, die immer noch darauf warten?

Wann kommt es endlich zu einem Umgang mit der kubanischen Regierung, der auf Achtung und Gegenseitigkeit beruht? Einer Regierung, die ihnen eine Botschaft zukommen ließ, die mit terroristischen Aktionen in ganz Amerika zu tun hatte und dies durch einen so angesehenen Vermittler wie Gabriel Garcia Márquez, dem sie alle Beweise darüber in die Hand gab?

Wann leisten sie Wiedergutmachung für das Schlimme, das den Fünf angetan wurde, die fast drei Monate nach dem Informationsaustausch in Havanna in Miami verhaftet wurden. Es ist gut sich zu erinnern, dass diese Ungeheuerlichkeit nun bald zehn Jahre andauert.

 

Übersetzung: Renate Fausten