FBK-Dokumentation Nr. 19

Reflexionen des Genossen Fidel: Die US-Gesundheitsreform

Barack Obama glaubt mit Eifer an das der Welt durch die Vereinigten Staaten auferlegte kapitalistische System. „Gott segne die Vereinigten Staaten“ – so beendet er seine Reden. Einige seiner Taten haben die Sensibilität der Weltöffentlichkeit verletzt, die den Sieg des afroamerikanischen Bürgers gegenüber dem Kandidaten der Äußersten Rechten jenes Landes mit Sympathie verfolgt hatte. Gestützt auf eine der schlimmsten, je der Welt bekannten Wirtschaftskrisen und auf den Schmerz, der von den in den völkermörderischen Eroberungskriegen seines Vorgängers umgekommenen bzw. verletzten oder verstümmelten jungen US-Amerikanern ausging, erreichte er die Stimmenmehrheit jener 50% der US-Amerikaner, die in diesem so demokratischen Land zu wählen geruht haben.

Aus einem elementaren Ethikgefühl heraus hätte Obama darauf verzichten sollen, den Friedensnobelpreis anzunehmen, nachdem er schon beschlossen hatte, vierzigtausend Soldaten in einen absurden Krieg im Herzen von Asien zu schicken.

Die militaristische Politik, die Ausplünderung der Naturressourcen, der ungleiche Handel der jetzigen Regierung mit den armen Ländern der Dritten Welt – alles das unterscheidet sich in nichts von seinen Vorgängern des gesamten vergangenen Jahrhunderts, die fast alle, bis auf wenige Ausnahmen, der Äußersten Rechten angehörten.

Das der internationalen Gemeinschaft – die seinem Versprechen zur Kooperation beim Kampf gegen den Klimawechsel Glauben geschenkt hatte – auf dem Gipfel in Kopenhagen aufgezwungene, antidemokratische Dokument war eine der weiteren Tatsachen, welche viele Leute auf der Welt enttäuscht hat. Die Vereinigten Staaten, der größte Emittent von Treibhausgasen, waren nicht bereit, die notwendigen Opfer zu bringen, trotz der vorangegangenen schmeichlerischen Worte ihres Präsidenten.

Die Liste der Widersprüche zwischen den von der kubanischen Nation unter großen Opfern über ein halbes Jahrhundert lang verteidigten Ideen und der egoistischen Politik jenes kolossalen Imperiums würde unendlich werden.

Trotz alledem hegen wir keinerlei Feindseligkeit gegen Obama, und erst recht nicht gegen das Volk der Vereinigten Staaten. Wir sind der Meinung, dass die Gesundheitsreform eine wichtige Schlacht war und einen Erfolg seiner Regierung darstellt. Als etwas wirklich Außergewöhnliches erscheint jedoch die Tatsache, dass die Regierung jenes Landes 234 Jahre nach der von den Ideen der französischen Enzyklopädisten inspirierten Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1776 in Philadelphia, die medizinische Versorgung der großen Mehrheit seiner Bürger beschlossen hat; etwas, was Kuba vor einem halben Jahrhundert für seine gesamte Bevölkerung erreicht hat, trotz der dem Land auferlegten unmenschlichen Blockade durch das mächtigste je vorhandene Land, die noch weiter besteht. Schon früher, nach knapp einem Jahrhundert Unabhängigkeit und nach einem blutigen Krieg, konnte Abraham Lincoln die gesetzmäßig verankerte Freiheit der Sklaven erreichen.

Andererseits kann ich es nicht lassen, an jene Welt zu denken, in der über ein Drittel der Bevölkerung keine medizinische Versorgung genießt und nicht einmal über die essentiellen Arzneien zur Absicherung der Gesundheit verfügt. Diese Situation wird sich noch in dem Maße verschärfen, in dem der Klimawechsel und der Wasser und Nahrungsmittelmangel immer schlimmer werden, und dies in einer globalisierten Welt, wo die Bevölkerung zunimmt, die Wälder verschwinden, das landwirtschaftliche Nutzland abnimmt, die Luft stickig wird und die in dieser Welt lebende menschliche Gattung – die vor knapp 200 000 Jahren hervorgegangen ist, d.h. 3,5 Milliarden Jahre nachdem sich die ersten Lebensformen auf dem Planeten entwickelt haben – reale Gefahr läuft, als Gattung zu verschwinden.

Auch wenn man zugeben muss, dass die Gesundheitsreform einen Erfolg für die Regierung von Obama, dem jetzigen Präsidenten der Vereinigten Staaten, darstellt, so kann man doch nicht umgehen, dass der Klimawechsel eine Bedrohung der Gesundheit bedeutet, schlimmer noch, eine Bedrohung für die Existenz aller Nationen der Welt an sich, wenn der Temperaturanstieg – über die schon voraussehbaren kritischen Werte hinaus – das in den Gletschern gefrorene Wasser schmilzt und die in den enormen Eismassen des Südpols, von Grönland und Sibirien gespeicherten Kubikkilometer Wasser in einer Größenordnung von zweistelliger Millionenhöhe in wenigen Dutzenden Jahren freisetzt und alle Hafenanlagen der Welt und die Ländereien, wo heute ein Großteil der Weltbevölkerung lebt, sich ernährt und arbeitet, unter Wasser setzt.

Obama, die führenden Persönlichkeiten der reichen Länder und ihrer Verbündeten, ihre Wissenschaftler und ihre hoch entwickelten Forschungszentren wissen das; es ist unmöglich, dass ihnen das unbekannt ist.