FBK-Dokumentation Nr. 6

FBK-Dokumentation Nr. 6

Kann ein Armer in den Vereinigten Staaten Senator werden? Nein, das kann er nicht. Die Wahlkampagne kostet im Schnitt 8 Millionen Dollar. Gehen die Kinder der Reichen in den ungerechten und unrechtmäßigen Irak-Krieg? Nein, dorthin gehen sie nicht. Kein einziger der 1.500 Toten, junger US-Amerikaner, die in diesem Krieg gefallen sind, war Sohn oder Tochter eines Millionärs oder eines Ministers. Dort sterben die Armen in Verteidigung der bevorzugten Interessen einer Minderheit. Lebt man in einem unterentwickelten Lande, so ist die Situation noch schlimmer, denn dort ist es die übergroße Mehrheit, die, arm und ausgeplündert, ihre Rechte nicht ausüben kann. Das Land selbst hat kein Recht auf Frieden. Es kann unter der Beschuldigung terroristisch zu sein, ein "Überbleibsel der Tyrannei" darzustellen oder unter dem Vorwand, seiner "Befreiung" angegriffen werden. Es wird bombardiert und anschließend wird einmarschiert, um es "zu befreien".

Ebensowenig kann die Dritte Welt – mehr als 130 Länder – ihr Recht auf Entwicklung wahrnehmen. Ungeachtet aller ihrer Anstrengungen wird dies durch das der Welt aufgezwungene Wirtschaftssystem verhindert. Sie haben keinen Zugang zu den Märkten, zu den neuen Technologien, sie werden durch eine unbillige Auslandsschuld geknebelt, deren Höhe sie schon mehr als abbezahlt haben. Sie haben nur das Recht darauf, abhängige Länder zu sein. Man will sie glauben machen, ihre Armurt sei das Ergebnis ihrer eigenen Fehler. Innerhalb dieser Länder haben die Armen und die Deklassierten, welche die große Mehrheit bilden, nicht einmal das Recht auf Leben. Deshalb sterben jedes Jahr 11 Millionen Kinder, die jünger als fünf Jahre sind, von denen ein Teil gerettet werden könnte durch eine simple Schutzimpfung oder durch die Gabe einfacher Mittel gegen Dehydrierung. Desgleichen sterben 600.000 arme Frauen unter der Geburt. Die Menschen dort haben nicht das Recht, Lesen und Schreiben lernen zu können. Das wäre für ihre Herren zu gefährlich. Sie werden unwissend gehalten, um sie gefügig zu halten. Deshalb gibt es heute, zur Schande für diese Kommission, auf der Welt fast eine Milliarde Analphabeten. Deshalb sind allein in Lateinamerika 20 Millionen Kinder Opfer von brutaler Ausbeutung, die Tag für Tag arbeiten müssen, anstatt zur Schule gehen zu können.

Das kubanische Volk glaubt inbrünstig an die Freiheit, die Demokratie und die Menschenrechte. Es hat viel bezahlt, um diese zu erlangen, und es kennt ihren Preis. Es ist ein Volk, das die Macht ausübt, und dies ist der Unterschied, sein Unterschied.

Es kann keine Demokratie ohne soziale Gerechtigkeit geben. Es ist keine Freiheit möglich, wenn sie nicht auf dem Zugang zu Bildung und Kultur beruht. Die Unwissenheit ist das schwere Joch, das die Armen niederdrückt. Gebildet zu sein ist die einzige Weise, um frei sein zu können! - das ist der ehrwürdige Leitspruch, den wir Kubaner von José Martí, dem Apostel unserer Unabhängigkeit gelernt haben. Es gibt keinen wahrhaften Zugang zu den Menschenrechten, wenn es keine Gleichheit und keinen Ausgleich gibt. Die Armen und die Reichen werden im wirklichen Leben niemals gleiche Rechte haben, auch wenn diese auf dem Papier verkündet und anerkannt sein sollten.

Dies haben wir Kubaner schon vor einiger Zeit begriffen, und deshalb bauen wir ein anderes Land auf. Und damit haben wir erst begonnen. Wir haben das getan trotz aller Angriffe, trotz der Blockade, trotz terroristischer Anschläge, trotz aller Lügen und aller Pläne, unseren Fidel zu ermorden. Wir wissen, dass dies das Imperium im Norden stört. Wir sind ein gefährliches Beispiel, denn wir sind ein Symbol dafür, dass nur in einer gerechten und solidarischen – das heißt, in einer sozialistischen – Gesellschaft die Möglichkeit zur Inanspruchnahme aller Rechte durch alle Bürger bestehen kann.

Deshalb versucht die Regierung der Vereinigten Staaten uns hier vor der Menschenrechtskommission zu verurteilen. Sie fürchtet unser Beispiel. Sie ist stark auf militärischem, aber schwach auf dem moralischen Gebiet. Und es sind nicht die Waffen; sondern die Moral ist der Schild der Völker.

Vielleicht wird Präsident Bush in diesem Jahr eine lateinamerikanische Regierung – unter den wenigen botmäßigen, die ihm geblieben sind – finden, um die sattsam bekannte Resolution gegen Kuba einzubringen. Oder vielleicht greift er dafür wieder auf eine Regierung aus Osteuropa zurück, welche nach Art der tschechischen unvergleichliches Gefallen an ihrer Rolle als Satellit Washingtons und trojanisches Pferd innerhalb der Europäischen Union findet. Oder vielleicht wird sie auch von der Regierung der Vereinigten Staaten selbst eingebracht, die zu dieser Stunde erpreßt und droht und die Unterstützer zählt, um in Erfahrung zu bringen, ob sie eine Verurteilung Kubas erreichen wird.